Yves Klein |
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Schon die Einladungskarte irritiert: sie zeigt das überdimensionale
Abbild des Künstlers vor dem UN-Hauptgebäude in New York.
Erstaunliche Wandlungen sind eine der thematischen Konstanten der Arbeit
Peter Nagels. Nichts bleibt davor verschont, seinem Werkkorpus einverleibt
zu werden, nach seinen Ansichten und Vorstellungen geprägt und mit neuen
Bedeutungen aufgeladen zu werden, um so zu einem Teilstück seines eigenen
"Kunst-Weltentwurfs" zu werden: Gebrauchs- und Alltagsdinge, seien es
Fundstücke, wie eine Christusfigur, die in einem neuen Werkzyklus eine
vollkommen neue Bedeutung erhält, Zitate der Werke berühmter
Künstler, wie die Nashorn-Reihe "100 Meisterwerke", die zugleich eine
Auseinandersetzung mit der deutschen Kleinbürgerlichkeit darstellt,
oder ältere Werke, die wie Spolien immer wieder in neue Arbeiten integriert
werden. Oft ist es auch das Zusammenspiel von Kunstwerk und Überschrift,
das - wie im Beispiel der Einladungskarte - jene visuelle und gedankliche
Sprengkraft freisetzt, die das Besondere der Arbeiten Peter Nagels ausmacht.
Skrupel gibt es nicht, vorstellbar ist alles, was der Intention der Arbeit
dient. Peter Nagel ist ein Künstler, der nicht an der Etablierung einer
persönlichen Handschrift interessiert ist, obgleich auch seine Arbeiten
durch bestimmte Kennzeichen charakterisiert werden: die Kombination des
Unzusammengehörigen, die Verfremdung des Vertrauten und die
Zusammenfügung eines Zeichen- und Symbolmaterials zu
größtmöglicher Komplexität.
Der wichtigste Teil der Arbeit Peter Nagels in den letzten Jahren ist seine
Beschäftigung mit dem "Nord-Süd-Konflikt", der beispielsweise in
seiner großen Ausstellung 2002 in den Flottmann-Hallen in Herne breiten
Raum einnahm. Bestehendes Ungerechtigkeitsgefüge und die ihm zugrunde
liegenden historischen und strukturellen Voraussetzungen, die zunehmende
Diskrepanz zwischen den Industrienationen und den Entwicklungsländern,
welche die Risiken und Nebenwirkungen der Globalisierung vornehmlich zu ertragen
haben. Damit verbunden sind Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und das
(behördliche) Arsenal der Abwehr und Verachtung. Die Unzufriedenheit
mit dieser Weltordnung treibt Peter Nagel um, empört und bewegt ihn
und findet ihren offensichtlichen wie verborgenen Ausdruck in zahlreichen
seiner Arbeiten. Er reagiert nicht in der objektivierenden, distanzierten
Form konzeptuellen Arbeitens, sondern mit der ihm eigenen Mischung aus Trotz,
Witz und Eigensinn. Peter Nagel sieht sich selbst nicht als politischer
Künstler, die von ihm gesehenen und erlebten Verhältnisse aber
fordern eine Reaktion. Mehrere Reisen nach Afrika sowie ein längerer
Jamaika-Aufenthalt haben seinen Blick geschärft. So umfassend und verwickelt
die ganze eigene Existenz betreffend dieses weite thematische Feld ist, so
vielschichtig und ausgreifend ist Peter Nagels künstlerische Reaktion.
In seiner Arbeit geht es immer wieder um nicht weniger als die Schaffung
moralischer Weltlandschaften. Er arrangiert seine Ausstellungen als weit
verzweigte Kunst-Kosmen parallel zu den Verwicklungen, dem Aberwitz, den
Zumutungen der Realität, nicht nur als nüchterne Zeichnung sondern
auch als Überzeichnung, wertend und kritisch, urteilend und zum Urteil
herausfordernd.
Das Konzept einer Ausstellung im [kunstraumno.10] existiert bereits seit
2001, die aufwendige Umsetzung nahm jedoch längere Zeit in Anspruch.
Die Wandinstallation "100 Meisterwerke" wird in Teilen der Öffentlichkeit
vorgestellt. Die bekannte TV-Bildungssendung "100 Meisterwerke der klassischen
Moderne", die dem deutschen Bürger die klassische moderne Kunst näher
bringen wollte, inspirierte Peter Nagel zur Erstellung einer Nashorn-Serie,
in der es insbesondere um die Auseinandersetzung mit den Idealen deutschen
Kleinbürgertums geht, welche durch Zitate von Wandtrophäen und
ähnlichen pseudo-bourgeoisen Standesinsignien repräsentiert werden.
Das "Bildungsbürgerliche" wird in seiner Kleinkariertheit an den Pranger
gestellt, Trophäen erscheinen als Zitate berühmter Werke großer
Künstler, und das scheinbar Museale wird mit dem Trivialen in dieser
Installation gekoppelt.
Die Eröffnung fand statt am 23. November 2003, 11.30 - 16.00 Uhr,
[kunstraumno.10], Matthiasstr. 10, 41063 Mönchengladbach.
www.raum-fuer-kunst.de
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