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Der wohl gewichtigste Komplex der Arbeit Peter Nagels in den letzten Jahren
ist seine Beschäftigung mit dem, was üblicherweise und sehr abstrakt
unter der Überschrift "Nord-Süd-Konflikt" zusammengefasst wird:
Das bestehende Ungerechtigkeitsgefüge und die ihm zugrunde liegenden
historischen und strukturellen Voraussetzungen, die zunehmende Diskrepanz
zwischen wenigen entwickelten Ländern und dem Rest der Welt, der die
Risiken und Nebenwirkungen der Globalisierung vornehmlich zu ertragen hat.
Damit verbunden sind auch der hierzulande grassierende Rassismus, die offene
und verdeckte Fremdenfeindlichkeit, das (behördliche) Arsenal der Abwehr
und Verachtung. Diese Unordnung treibt Peter Nagel um, empört, bewegt
ihn und findet ihren offensichtlichen wie verborgenen Ausdruck in zahlreichen
Arbeiten. Er reagiert nicht in der objektivierenden, distanzierten Form
konzeptuellen Arbeitens, nicht mit papierschweren Analysen oder statistischen
Argumenten, sondern mit der ihm eigenen Mischung aus Trotz, Witz, und Eigensinn.
Peter Nagel sieht sch selbst nicht als politischer Künstler, die von
ihm gesehenen und erlebten Verhältnisse aber fordern eine Reaktion.
Mehrere Reisen nach Afrika, ein längerer Jamaika-Aufenthalt haben sein
Blick geschärft. So umfassend und verwickelt die ganze eigene Existenz
betreffend dieses weite thematische Feld ist, so vielschichtig und ausgreifend
ist Peter Nagels künstlerische Reaktion. In seiner Arbeit geht es immer
wieder um nicht weniger als die Schaffung moralischer Weltlandschaften. Er
arrangiert seine Ausstellungen als weit verzweigte Kunst-Kosmen parallel
zu den Verwicklungen, dem Aberwitz, den Zumutungen der Realität, nicht
nur als nüchterne Zeichnung sondern auch als Überzeichnung, wertend
und kritisch, urteilend und zum Urteil herausfordernd.
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