Gisela Happe
davor und dahinter
27. Mai - 10. Juni 2018
Das Interesse der Malerin Gisela Happe gilt den mannigfaltigen Strukturen und Farben in der Natur und deren Transformation in Malerei. Als Bildträger bevorzugt sie transparente Acrylglas-Scheiben, auf die sie die Farben Schicht um Schicht aufbringt, mal mehr, mal weniger durchscheinend; ein Prozess, der Transparenz und Opazität in der Malerei auslotet. Das Licht, das durch die bemalte Scheibe gebrochen und von der Wand reflektiert wird, intensiviert die Farben und bringt sie zum Leuchten.
Seit einiger Zeit nutzt Gisela Happe ihre ursprünglich als Skizzen angefertigten Natur-Fotografien, um sie als gleichwertige Partner mit ihrer Malerei korrespondieren zu lassen - und einen Dialog zu entfachen, der auf den Betrachter überspringt. Gegenständliche Fotografie und abstrakte Malerei stehen nebeneinander und bilden dennoch eine Einheit. Das Thema der Fotografie kreist vornehmlich um das Element Wasser in all seine Facetten. Die Transparenz des Mediums Acrylglas unterstreicht die Darstellung des Motivs und erzeugt eine fast realitätsnahe Wiedergabe des Wassers. Die Malerei nimmt diese Wirkung auf und die häufig lasierend aufgetragenen Farben scheinen durch und mischen sich durch die aufgetragenen Schichten. Ein Prozess, der zwar gelenkt, bei dem aber das Unvorhergesehene willkommen ist. Hinzu kommt das Licht, das durch die Acrylglasscheibe gefangen und wieder ausgestrahlt wird, so dass ein irisierender Effekt eintritt, der die Leuchtkraft der Farben intensiviert und eine hohe Luminanz erzeugt. Da sich beide Medien auf Acrylglas als Trägermaterial manifestieren, fügen sie sich in besonderer Weise sowohl inhaltlich als auch formal zu einer starken, miteinander korrespondierenden Einheit zusammen. Diese Arbeiten bilden seit einiger Zeit eine ganz eigene intermediale Werkgruppe im künstlerischen Schaffen von Gisela Happe.
Für die Ausstellung im [kunstraumno.10] entwickelt Gisela Happe eine spezielle
Serie von 33 x 25 cm großen Formaten auf beidseitig bemaltem Acrylglas,
die als Fries durch die Galerieräume mäandern. Die Arbeiten spiegeln
die Freude an purer Malerei wieder, haben keinerlei Bezug zur Fotografie und
sind für Gisela Happe eine Art Experiment. Sie möchte ausloten, wie
die Arbeiten untereinander korrespondieren, aber auch, wie sie vom Betrachter
wahrgenommen werden. Die Arbeiten unterscheiden sich durch das Thema, den gewählten
Bildaufbau und durch die Wahl der Farben grundsätzlich voneinander. Manche
Arbeiten stechen direkt als "Fremdkörper" heraus, einige sind
schnell mit wenigen breiten Pinselstrichen umgesetzt, anderen sieht man an,
dass sie immer wieder übermalt wurden. Alle zusammen bilden dennoch ein
harmonisches Miteinander durch die Transparenz, die ihnen eigen ist und durch
das Licht, das durch das Material gebrochen wird. Bei den Arbeiten gibt es kein
vorne und hinten. Durch die Materialität des Acrylglases ist die Vorderseite
der Arbeiten jeweils glänzend, die Rückseite immer matt. Vorder- und
Rückseite stehen in einem ständigen Dialog, da man auf den ersten
Blick nur schwer unterscheiden kann, welcher Farbauftrag vorne und welcher auf
der Rückseite zu finden ist. Beide Seiten zusammen bilden die jeweilige
Arbeit und sind untrennbar miteinander verbunden. Dennoch wird jeder Betrachter
die Arbeiten anders wahrnehmen. Sie können von der glänzenden Seite
eine gänzlich andere Ausstrahlung haben als von der Rückseite, genauso
kann es aber auch umgekehrt sein. Selbst ein Oben und Unten muss nicht vorgegeben
sein. Dadurch ist jede Arbeit auch als Einzelarbeit wahrnehmbar und bietet dem
Betrachter eine Vielzahl immer neuer Betrachtungsmöglichkeiten.
Die Ausstellung wurde am Sonntag, dem
27. Mai 2018 von 11:30 - 16:00 Uhr eröffnet. Anschließend war die
Ausstellung bis zum 10. Juni 2018 freitags von 17:00 - 19:00 Uhr sowie samstags
und sonntags jeweils von 15:00 - 17:00 Uhr zu besichtigen.