Anne Behrens

Arbeiten aus Papier

7. März - 21. März 2004

Denkt man an Scherenschnitte, so kommen einem unwillkürlich Bilder von Portraitprofilen oder Schattenspielen aus dem Rokoko oder Biedermeier in den Sinn. Ganz anders wirken dagegen die Scherenschnitte von Anne Behrens. Mittels einer ausgereiften Technik schafft die Jüchener Künstlerin abstrakte Objekte, die durch ihre zarten, feingliedrig ausgearbeiteten Ränder dynamisch wirken und durch ihre Mehrschichtigkeit sowie die damit verbundene Farbwirkung unterschiedlicher Papiere eine enorme Tiefenwirkung erhalten. Die malerische Komponente dieser Arbeiten aus Papier wird in den Farbkreisen, wie sie auch auf der Einladungskarte zu sehen sind, am deutlichsten. Ohne eine Vorzeichnung schneidet Anne Behrens diese Kreise direkt aus unterschiedlich gefärbten Papieren, wobei sie häufig auch auf alte Werbeplakate zurückgreift, die sie teilweise wieder übermalt. Anne Behrens benutzt ausschließlich Farben, die auf der Farbenlehre des Bauhaus-Meisters Johannes Itten basieren. Durch die Hinterlegung verschiedener aufeinander abgestimmter Farben heben sich die Farbkreise vom Hintergrund ab und erzielen ihre besondere plastische Wirkung. So schuf Anne Behrens u.a. für jede der zwölf Grundfarben des Farbkreises nach Johannes Itten Arbeiten, die, von Gelb bis Violett verlaufend, auch die Graubereiche berücksichtigen.

Neben den Farbkreisen fertigt Anne Behrens auch Wandobjekte, die aus kleinen Kästchen zusammengesetzt werden, welche wiederum einzeln aus transparenten oder vorher informell bemalten Papieren zusammengefaltet wurden. Die Reihungen der Kästchen werden häufig durchbrochen durch anders ausgearbeitete Kästchen, die beispielsweise aus aktuellen Zeitungen ausgeschnitten wurden oder auch aus alten Mathematikheften von Anne Behrens Vater stammen. Diese "Störungen" erhalten ihr besonderes Gewicht durch die Inhalte, die darüber vermittelt werden. Einzelne Wörter, Buchstaben- oder Zahlenkombinationen setzen unvermittelt neue Assoziationsmöglichkeiten frei, die den Arbeiten Anne Behrens einen zusätzlichen Reiz zukommen lassen. Besonders durch die handgeschriebenen Berechnungen ihres Vaters schafft sie Rückblicke in andere Zeiten und gleichzeitig Einblicke in ihre eigene private Welt. Die Mathematikhefte spielen auch eine wichtige Rolle in einer Serie von zweidimensionalen Collagen, in denen Anne Behrens Scherenschnitte aus schwarzem Papier mit Fragmenten der väterlichen Notizen vereint. Die Mathematik bildet dabei die wissenschaftliche Grundlage für geometrische Figuren wie Kreis, Halbkreis, Quadrat oder Dreieck, die als Scherenschnitte in diesen Collagen wiederzufinden sind und durch die bereits beschriebene Ränderbearbeitung wieder ihren typischen Charakter erhalten, der die Arbeiten Anne Behrens in ihrer ganzen Besonderheit und Eigenart auszeichnet.

Zur Ausstellung erscheint eine Edition.