Ute Bartel

"beine machen"

24. April - 8. Mai 2005

Wieso sind es gerade Beine, die Ute Bartel zum Thema der aktuellen Ausstellung im [kunstraumno.10] macht? Diese Ausstellung, die den Titel "beine machen" trägt, zeigt unterschiedliche Serien von Fotografien, in denen jeweils Teile des menschlichen Körpers im Vordergrund stehen. Man ist eher gewohnt, auf Fotografien den menschlichen Körper vollständig oder im Portrait abgebildet zu finden, Ute Bartel setzt jedoch den Fokus auf bestimmte, zumeist ungewöhnliche Details. Dies können die besagten Beine, aber auch Füße, Hände, Gesichter oder auch andere Körperteile sein, die wie selbstverständlich zum bildfüllenden Thema ihrer Fotografien werden. Den Bezug zur zugehörigen Person, und damit zum menschlichen Individuum, verlieren sie dabei völlig, erhalten jedoch durch diese Loslösung gleichzeitig eine neue, eigentümliche Identität.

Auch die früheren Fotoarbeiten und Installationen von Ute Bartel setzen sich in der Regel aus vielen einzelnen Motiven und Ausschnitten eines bestimmten Inhaltes oder Themas zusammen. Bei der Bearbeitung des Bildmaterials geht es der Künstlerin darum, eine Form zu finden, die der Bildgegenstand zu verlangen scheint. Dabei setzt Ute Bartel die Kraft und Konzentration der Wiederholung ein, bis hin zu einer ornamentalen Bildwirkung. Ziel ist nicht eine oberflächliche Ästhetisierung, sondern eine Formfindung, die eine Erweiterung oder eine Transformation des Bildinhaltes zur Folge hat. Ute Bartels Fotoarbeiten entstehen stets in konkreter Auseinandersetzung mit bestimmten Orten, Situationen und Gegebenheiten. Ihr übergreifendes Gestaltungselement ist das der Wiederholung einzelner Elemente. Gelegentlich eingebunden in Aktionen, zumeist jedoch beschränkt auf die Möglichkeiten der Fotografie, entstehen fremde Ansichten eigentlich vertrauter Dinge. Alltägliche, allgegenwärtige Objekte werden durch das Auge und das Objektiv der Künstlerin herausgehoben und von ihrem eigentlichen Umfeld abgegrenzt. Durch die Reihung und Wiederholung von Einzelbildern ergeben sich übergreifende Strukturen, die in einer gewissen Entfernung zum Bildobjekt als Muster oder abstraktes Ornament in Erscheinung treten. Mit anderen Worten: Die Künstlerin ordnet die sichtbare Welt nach ihren Vorstellungen und formt dabei neue Realitäten. Bildrealitäten, die aber auch bei genauem Hinsehen vertraute Dinge wieder näher ins Blickfeld rücken.

Demnach lassen die Arbeiten Ute Bartels immer zwei Wahrnehmungsperspektiven zu: Zunächst den intimen, genauen Blick aufs Detail, der zur Wiedererkennung vertrauter Motive führt, oder den distanzierten Blick, welcher die von der Künstlerin neu geschaffenen Strukturen im Ganzen betrachtet.

Zur Ausstellung erscheint eine Edition.