Günther Zins

Stahl - Raum - Körper

3. November - 17. November 2002


Die "schwebende Pyramide", die Günther Zins im Rahmen des Skulpturenpfades 2002 realisiert hat, hat seinen Namen einer breiten Öffentlichkeit in Mönchengladbach bekannt gemacht. Die Installation geometrischer Raumfiguren im Außenraum ist eine von Günther Zins bevorzugte Form zur Präsentation seiner Stahlobjekte. Die Platzierung über einem der Hauptwege des Bunten Gartens hebt die Stellung der Pyramide in besonderer Weise hervor. Man schreitet auf sie zu und hat den Eindruck, dass sie schwerelos über dem Weg schwebt. Die Verspannung an den vier unteren Punkten des Bodenquadrats erkennt man erst bei genauerem Hinsehen. Dieses Spiel mit der Wahrnehmung ist ein immer wiederkehrendes Thema in der Arbeit Günther Zins. Betrachtet man seine Wandarbeiten, die häufig in konsequenter Beschränkung auf den geometrischen Grundformen Kubus und Quader beruhen und durch Zusammenstellungen und Kombinationen untereinander in immer wieder neue, überraschende Körperformen gebracht werden, so erhält man den Eindruck, vor einer dreidimensionalen Zeichnung zu stehen.

Die Wahrnehmung ändert sich erst mit der Bewegung des Betrachters im Raum. Durch die Veränderung des Blickwinkels wird einem bewusst, dass man einen realen Körper sieht, der tatsächlich von der Wand aus in den Raum ragt. Der Betrachtungswinkel und die räumliche Entfernung zu den Objekten spielt daher eine große Rolle bei der Konzeption der Arbeiten. Das Spiel mit der Vorstellungskraft des Betrachters ist ein wesentlicher Aspekt der Arbeiten von Günther Zins. Die Erfahrungen, die sich daraus ergeben, stärken die Sensibilität des Sehens, die in der Kunst von zentraler Bedeutung ist. Günther Zins schafft es somit, mit seinen Stahlkörpern grundlegende Aspekte der Kunst aufzugreifen.

Seit fast 14 Jahren arbeitet Günther Zins mit den Materialien Stahl, Edelstahl und Aluminium. Die Verwendung dieser Materialien ermöglicht ihm die Reduktion von Plastiken auf ihre Begrenzung. Die Stahlkonstruktion erzeugt lediglich die Linien, durch die ein Raumkörper beschrieben wird. Durch das Verhältnis der dünnen Linien zum Volumen des darzustellenden Körpers entsteht vor dem Auge des Betrachters unwillkürlich ein neuer Raum. Aus einem linearen System entsteht eine reale Dreidimensionalität, die wiederum - je nach Blickwinkel - in eine illusionistische Zweidimensionalität umschlagen kann. Die Verknüpfung von realer und illusionistischer Räumlichkeit spielt sich aber in Umkehrung zum bekannten trompe- l´oeil-Effekt im physikalisch vorhandenen Raum ab. Dieser Raum wird in den Arbeiten von Günther Zins in verschiedenster Weise transformiert, variiert und mit anderen formalen Elementen in Verbindung gebracht. Die Durchdringung spielt dabei eine besondere Rolle. Viele Arbeiten, seien es Boden- oder Wandarbeiten, scheinen an eine Wand gelehnt oder in eine Wand eingesunken zu sein. Der fragmentarische Charakter der Arbeiten fordert die Fähigkeit des Betrachters heraus, die Figur in ihrer Ganzheit zu imaginieren. Hierbei greift Günther Zins auf unsere alltägliche Seherfahrung zurück, die durch die vorgegebene Wahrnehmung bestimmter Raumformen bestimmt wird.


Zusammenfassend kann man somit feststellen, dass die Begriffe Stahl - Raum - Körper und somit der Titel der Ausstellung im [kunstraumno.10] programmatisch für die Kunst Günther Zins stehen. Der Kubus des kleinen Ausstellungsraumes wird somit zur Hülle neuer Räume, die Günther Zins mit seiner Kunst schafft.

Zur Ausstellung erschien eine Edition.