Anne Behrens
Der Faden
23. April - 7. Mai 2017
Denkt man an Scherenschnitte, so kommen einem unwillkürlich Bilder von Portraitprofilen oder Schattenspielen aus dem Rokoko oder Biedermeier in den Sinn. Ganz anders wirken dagegen die Scherenschnitte von Anne Behrens. Die Scherenschnitte der Jüchener Künstlerin sind abstrakte Objekte. Trotz ihrer Zartheit und Feingliedrigkeit wirken sie dynamisch, durch ihre Mehrschichtigkeit und die Verwendung verschiedenfarbiger Papiere entwickeln sie eine faszinierende Tiefenwirkung. Die fein eingeschnittenen Ränder ihrer Arbeiten verleihen den Formen eine weiche und bewegte Struktur und erzeugen einen räumlichen Eindruck. Das Papier, das Anne Behrens für ihre Scherenschnitte verwendet, wird von ihr häufig zuvor von Hand mit informellen Farbkompositionen bemalt, und dies, gemeinsam mit den an feinste Pinselstriche erinnernden Schnitten, verleiht ihren Arbeiten zusätzlich eine malerische Qualität.
Anne Behrens hat sich immer wieder intensiv mit dem Thema Räumlichkeit auseinandergesetzt. In ihren Arbeiten zeigt sie die vielen Möglichkeiten auf, wie der Scherenschnitt in die dritte Dimension überführt werden kann. Überlagerungen, ein Ineinanderfließen der Formen und Strukturen, Hinterschneidungen und der reliefartige Aufbau vieler ihrer Arbeiten sind nur einige Beispiele, wie ihr dies in ihrer immer wieder durch hohe Kreativität gekennzeichneten, langjährigen Umgang mit dem Scherenschnitt gelingt.
Die aktuelle Ausstellung ist dem "Faden" gewidmet. Schon in ihrer
Ausbildung an der Werkkunstschule Düsseldorf spielte der Faden eine wichtige
Rolle, allerdings war es noch der textile Faden, den sie zum Weben und Gestalten
von Stoffmustern nutzte. Im Rahmen ihrer späteren künstlerischen Tätigkeit
rückte aber immer stärker das Medium Papier in den Mittelpunkt ihres
Interesses. Mit der aktuellen Ausstellung in ihrem 82. Lebensjahr schließt
sich der Kreis und der Faden steht wieder im Fokus ihrer Arbeiten. "Der
Faden, der sich durch mein Leben zieht", wie Anne Behrens sich selbst dazu
äußerte. Er wird von ihr immer per Hand aus langen einfarbigen Papierbahnen
geschnitten. Dabei fällt der exakte und sehr filigrane Schnitt besonders
ins Auge. Aus mehr als 50 solcher Fäden - wobei zumeist zwei harmonisierende
Farben miteinander kombiniert werden - gestaltet Anne Behrens dreidimensionale
Skulpturen, die anschließend auf unterschiedlichste Weise durch komplex
gefaltete Papierkörper geführt werden. Je nach Blickrichtung entstehen
dabei immer wieder neue, überraschende Sichtweisen und Einblicke. Die Formensprache
dieser Arbeiten beschreibt letztendlich den Weg von der Linie, über die
Fläche zum Raum. Anhand der zwölf Arbeiten, die im Mittelpunkt der
Ausstellung im [kunstraumno.10] stehen, zeigt Anne Behrens auf, welche gestalterische,
malerische und man möchte fast sagen "poetische" Faszination
von der Linie bzw. dem Faden ausgehen kann und welche Möglichkeiten letztendlich
der Scherenschnitt auch im Raum bietet.
Die Ausstellung wurde am Sonntag, dem
23. April 2017 von 11:30 - 16:00 Uhr eröffnet. Anschließend war die
Ausstellung bis zum 7. Mai freitags von 17:00 - 19:00 Uhr und samstags und sonntags
jeweils von 15:00 - 17:00 Uhr zu besichtigen.